Sonderbeitrag

Dr. Krüger-Sprengel: Jurist und Beamter in politischen Wendezeiten

 Der Titel dieser kleinen Schrift deutet bereits etwas von der Brisanz der Erfahrungen eines „Civil Servant“ im besten Wortsinn an, die Ministerialdirigent a.D. Dr. Friedhelm Krüger-Sprengel aus seinem mehr als 60 Jahre umspannende beruflichen Lebens aufgezeichnet hat.

Foto: Dr. Friedhelm Krüger-Sprengel

Dr. Friedhelm Krüger-Sprengel

Krüger-Sprengel, seit diesem Jahr Ehrenpräsident des Bonner Mid-Atlantic Clubs (MAC), hat das Bändchen seiner Familie, seiner Frau Maria, den vier Söhnen und 11 Enkelkindern gewidmet. Krüger-Sprengel fasst in seinen reich bebilderten Ausführungen - die vor allem für engagierte Nachfolger interessant sein dürften- die verschiedenen Stationen seines beruflichen Werdegangs zusammen. Dies schließt seine Forschungstätigkeit im Woodrow Wilson Center (Washington D.C) und seine Zusammenarbeit mit Ben Read, einst Leiter des German Marshall Fund, ein; seine Tätigkeit als Dozent für innere Führung in der Bundeswehr Mitte der 60er Jahre; sein Wirken als Botschaftsrat und Delegierter in den Wiener Ost-West Verhandlungen über Truppenreduzierungen (MBFR) neben den Aufgaben, die er als Referent der CDU/CSU Bundestagsfraktion und seiner Rolle als Leiter des Parlaments- und Kabinettsreferats des Verteidigungsministers und Leiter ministerieller Abteilungen, inne hatte. Wesentlich waren im Laufe der Jahre auch seine Aufgaben im den Atlantik Clubs, insbesondere seine Rolle als Gründungsmitglied 1977 und jahrelanger Geschäftsführer des Bonner Mid- Atlantic Club sowie als Präsident der „Internationalen Gesellschaft für Wehrrecht und Kriegsvölkerrecht“, mit Sitz in Brüssel.

 

personifiziertes Geschichtsbuch ...

In einer Laudatio anlässlich der 85sten Geburtsfeier (2018) von Dr. Krüger–Sprengel, charakterisierte der ehemalige Staatssekretär und Vorsitzende des Mid- Atlantic Club Bonn, Friedhelm Ost, Krüger- Sprengel als „ personifiziertes Geschichtsbuch, der „unsere Republik in vielen Jahrzehnten mitaufgebaut und mitgestaltet und in wichtigen Positionen und Funktionen unserem Staat und Gemeinwesen gedient“ und sich als „aktiver und kämpferischer Demokrat um Deutschland verdient gemacht hat.“

 

der unsere Republik in vielen Jahrzehnten mitaufgebaut und gestaltet

Ein Blick auf die verschiedenen Stationen seiner Tätigkeit gibt Einblick in die Tätigkeit eines „Civil Servant“, der es vermochte, in Zeiten großer Umbrüche - der Gestaltung des Verhältnisses zwischen Deutschland und den USA, bei der Überwindung des Kalten Krieges - Wege für die Zukunft des Zusammenlebens zwischen Ost und West zu bahnen.

Nach dem Studium der Geschichte, des Rechts und Völkerrechts an den Universitäten Münster und Bonn und seiner Promotion zum Doktor der Rechte (1961), arbeitete Krüger-Sprengel von 1964-68 als Dozent für Wehrrecht und Kriegsvölkerrecht an der Schule der Bundeswehr für Innere Führung in Koblenz. Seit 1963 vertrat er außerdem die Funktion des Verteidigungsministeriums bei Tagungen und internationalen Kongressen der Wehrrechtsgesellschaft, die er heute als Ehrenpräsident unterstützt.

 

Forschungstätigkeit beim WWIC (Washington D.C)

Besondere Bedeutung bei der Gestaltung fruchtbarer transatlantischer Beziehungen erwuchs aus Krüger- Sprengels Forschungstätigkeit im „Woodrow Wilson International Center“ (WWIC) in Washington D.C. (1971-72). Es waren die Kontakte der Internationalen Wehrrechtsgesellschaft, wie er im Buch anmerkt, die damals dazu führten, dass Krüger- Sprengel auf Anregung des Judge Advocat General (Oberster amerikanischer Jurist im Heere) als Fellow einer Arbeitsgruppe für Militärische Aspekte des Völkerrechts berufen wurde. Er konzentrierte sich auf Aspekte wie Durchfahrt von Kriegsschiffen in fremden Küstenmeeren, Meerengen und Kanälen. Diese Aspekte gewannen Aktualität in den Jahren 1971 und 72 für die internationale VN -Meeresbodenkonferenz in New York.

 

die Entspannungspolitik des neuen Bundeskanzlers Willi Brandt

Großes Gewicht hatte auch die Entspannungspolitik des neuen Bundeskanzlers Willi Brandt, der damals zu einem Vortrag zur Ostpolitik eingeladen wurde und der sich mit einem Gastgeschenk beim WWIC Präsidenten Ben Read bedankte. Krüger –Sprengel erwähnt auch eine Begegnung mit Werner von Braun, damals Aufsichtsratsmitglied im WWIC und NASA Chef, der Krüger- Sprengel bat, „eine deutsche Beteiligung an einem neuen Satellitenerkundungssystem und der Erforschung der Meeresverschmutzung“ anzuregen.

 

Überwindung des Kalten Krieges

Als Botschaftsrat und Delegationsmitglied der deutschen MBFR Delegation nahm Dr. Krüger-Sprengel in Wien von 1973-77 an den Verhandlungen über Truppenverminderung in Europa (Mutual Balanced Force Reduction -MBFR) teil. Auf Wunsch des Leiters des Planungsstabes des Verteidigungsministers, Ministerialdirektor Dr. Georg Wieck, übernahm Krüger- Sprengel den Arbeitsbereich Rüstungskontrolle und begann das Verhandlungskonzept mit dem Führungsstabschef der Streitkräfte und dem Auswärtigen Amt abzustimmen. Das Klima der Verhandlungen war, wie er im Buch anmerkt, „ausgeglichen“ und „sachbezogen gut“.

 

Mauerfall

Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Mauerfall am 9.November 1989 begann eine Zeit des Umbruchs für Deutschland und Europa. Entscheidend war nach dem Mauerfall die 10 Punkte –Initiative von Bundeskanzler Helmut Kohl, bei deren Vorbereitung Krüger Sprengel in Zusammenarbeit mit dem damaligen Staatssekretär Willy Wimmer mitbeteiligt war; vor allem im Hinblick auf die Ausarbeitung über die deutschen Rechte nach dem Vertrag von 1954 über das deutsche Sonderstatut und den Betritt zur NATO und die Regelung, wonach im Falle einer möglichen Wiedervereinigung Deutschlands im Frieden, sich die drei Mächte USA, England und Frankreich verpflichtet hatten, die Wiedervereinigung zu unterstützen.

Nach den Wahlen in der DDR am 18. März 1990, die zu einem Wahlsieg des von der CDU unterstützten „Demokratischen Aufbruch“ in der DDR führten, wurden den wichtigsten neuen DDR Ministern erfahrene Bundesbeamte als Berater zur Seite gestellt. Mit dieser Aufgabe wurde Krüger- Sprengel damals als Berater im Ministerium für Abrüstung und Verteidigung von Dr. Eppelmann in Strausberg/DDR tätig (von März bis Mai 1990). Als Dank für die Unterstützung bei der Wiedervereinigung gab Krüger- Sprengel nach seinem Abschied aus Strausberg vier Mauer-Stelen an die USA: 1998 an den früheren Außenminister James Baker, der diese im Museum in Washington aufstellen ließ. Eine weitere Mauer-Stele wurde 2008 dem amerikanischen Botschafter überreicht und steht heute im Innenhof der amerikanischen Botschaft am Pariser Platz.

 

MAC Bonn

Krüger –Sprengel gehört zu den Gründervätern des MAC Bonn, der im Jahre 1977 auf Anregung des Direktors des Woodrow Wilson Centers Ben Read, später Präsident des German Marshall Fund, gegründet wurde. Weitere MAC Clubs entstanden in Washington, New York und London.

Er konnte damals junge Bundestagsabgeordnete wie Peter Corterier, Alois Mertens und Jürgen Möllemann für die Mitarbeit gewinnen. Mit Unterstützung der Krüger-Sprengel vorgesetzten Minister Apel, Wörner, Scholz und Stoltenberg fanden im Bonner MAC mehr als 200 Mittagsgespräche statt. Zu den wichtigsten Rednern gehörten in den letzten Jahren u.a. Dr. Werner Hoyer, damals Staatsekretär im Auswärtigen Amt, der ehemalige Staatssekretär Dr. Lothar Rühl, der ehemalige Wirtschaftsminister von NRW und heute Leiter des Ost –Instituts Wismar, Dr. Wolfgang Clement, der ehemalige US Botschafter Vernon Walters, der ehemalige sowjetische Botschafter Yuri Kwizinsky, der ehemalige Botschafter der VR China Mai Zhangrong und der ehemalige BND Vorsitzende Wieck, neben den Präsidenten des Bundesrechnungshofes Kay Scheller und der Bundessicherheitsakademie Dr. Karl-Heinz Kamp.

 

Im Jahre 1987 erhielt Krüger-Sprengel das Bundesverdienstkreuz

Das 40 jährige Jubiläum der MAC in Europa und der MAC in Bonn wurde in Berlin (2011) und in Bonn (Rathaus 2017) gebührend gefeiert. Die Einzelheiten der Jubiläen sind in den Jubiläumsbänden „Wirken in Wendezeiten“ von 2011 und 2017 (Dr. Martina Timmermann, Verlag Dr. Kovač) geschildert. Im Jahre 1987 erhielt Krüger-Sprengel das Bundesverdienstkreuz und im Jahre 2017 wurde er von der ehemaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen als Dank für seine transatlantischen Verdienste geehrt.

 

Im 21. Jahrhundert, schreibt Krüger- Sprengel am Schluss seiner Schrift, werden zwei große Weltmächte, die USA und China, die Pfeiler der Wirtschafts- und Politikentwicklung bilden. Deutschland stelle dabei einen Schwerpunkt der europäischen militärischen Zusammenarbeit u.a. durch die permanente Europäische Rüstungszusammenarbeit (PESCO) dar.

Neueste Beiträge u. Meldungen